20.06.2013, Deutschland

Bauwirtschaft fordert mehr Mittel für Hochwasserschutz

Falls das Hochwasser sich wie erwartet weiterentwickelt, dürfte der volkswirtschaftliche Schaden bundesweit eine Größenordnung von zwölf Milliarden Euro erreichen. Das schätzen Versicherungsanalysten der Rating-Agentur Fitch. Davon würden auf die Versicherer bis zu drei Milliarden Euro zukommen – deutlich mehr als die 1,8 Milliarden, die sie im Jahr 2002 hatten zahlen müssen.

Allein die Württembergische Versicherung rechnet durch das aktuelle Hochwasser mit höheren Kosten als bei der Oder- und Elbeflut 2002. Nach deren Erwartungen dürfte der Schaden diesmal bei rund 50 Millionen Euro liegen, damals waren es rund 44 Millionen Euro.

„ES WIRD ZU WENIG HOCHWASSERMANAGEMENT BETRIEBEN“

Der nordbadische Bauunternehmer Thomas Schleiche, der zugleich Vizepräsident des Verbands der Europäischen Bauwirtschaft (FIEC) ist, warnt, dass in Deutschland zu wenig Hochwassermanagement betrieben werde. Es müssten mehr proaktive Maßnahmen erfolgen. Dies sei besser, als Geld zu spenden, um die Folgen von Katastrophen zu erleichtern, sagt er.

Auch wenn Baden-Württemberg jüngst von den Flutkatastrophen ausgenommen war, kann das Risiko eines verheerenden Hochwassers hierzulande nicht ausgeschlossen werden. „Wir haben in den großen Flusseinzugsgebieten Rhein, Donau, Neckar und Main eine ganze Reihe von Gewässerabschnitten mit Hochwasserrisiko“, sagt Umweltminister Franz Untersteller (Grüne). An zahlreichen Gewässerabschnitten in den großen Flusseinzugsgebieten seien bestehende Siedlungen noch nicht ausreichend vor Hochwasser geschützt.

Die grün-rote Landesregierung hat daher die finanziellen Mittel für den Hochwasserschutz deutlich erhöht. Im Vergleich zum Jahr 2009 sind sie auf 47 Milliarden Euro im Jahr 2013 nahezu verdoppelt worden. „Um nicht sehenden Auges mit dem Risiko verheerender Hochwasserschäden leben zu müssen, um Vermögenswerte des Landes zu erhalten und um eingegangenen vertraglichen Verpflichtungen nachzukommen, räumen wir dem Hochwasserschutz und der Verbesserung der Gewässerökologie den Stellenwert ein, den die Menschen im Land erwarten dürfen“, sagte Umweltminister Franz Untersteller (Grüne).

Die Aufstockung der Mittel dient etwa zur Umsetzung des Integrierten Rheinprogramms oder Sanierungsmaßnahmen auf einer Länge von über 500 Kilometern an den zum Teil über 100 Jahre alten landeseigenen Deichen und Dämmen. Rund die Hälfte der Deiche müssen in den nächsten Jahren saniert und ertüchtigt werden. Nach Berechnungen des Umweltministeriums kostet die Umsetzung des Integrierten Rheinprogramms bis 2028 und die unabdingbaren Deichsanierungen über eine Milliarde Euro.

KEIN KONJUNKTURSCHUB FÜR BAUBRANCHE

Die Baubranche steht für den Wideraufbau bereit, sieht sich aber nicht als Krisengewinner. „Das ist kein gewaltiger Konjunkturschub für unsere Branche“, sagt Heiko Stiepelmann vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Die Baufirmen würden in den betroffenen Regionen selber leiden, etwa wenn Baustellen überflutet werden oder gar schon fertiggestellte, aber noch nicht übergebene Projekte wieder zerstört würden.

Die Diskussionen um den Hochwasserschutz könnten sich auch auf die Rahmenbedingungen für das Bauen auswirken. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) sprach sich für Bauverbote in überflutungsgefährdeten Gebieten aus. Zudem sei die gezielte Ausweisung von Vorflutflächen nötig sowie auch Rückverlegungen von Deichen, um den Flüssen mehr Raum zu geben.

Mehr Information zu den Aktivitäten des Landes im Hochwasserschutz finden Sie hier.

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